Rutschung Berg
Mit Ausnahme des Bereichs «Insel» beruhigt sich die Rutschung Berg weiter; der Bereich «West» hoch über Vazerol stagniert. Die starke Geschwindigkeitszunahme der Insel und deren Basis hat sich fortgesetzt.
Für das Dorf besteht dadurch im Moment keine akute Gefahr.
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Rutschung Dorf
Die Rutschung Dorf beruhigt sich kontinuierlich weiter.
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Aktuelle Geschwindigkeiten
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Plateau: 2.3 m/Jahr | stagnierend bis abnehmend
Front: 1.7 m/Jahr | stagnierend bis abnehmend
West: 3.6 m/Jahr | zunehmend
Insel: bis 25 m/Jahr | zunehmend
Insel Basis: bis 35 m/Jahr | zunehmend
Rücken Caltgeras: 1.5 m/Jahr | abnehmend
Rutschung Dorf: 1.0 m/Jahr | abnehmend
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Prognose: Bereich Insel
Der Bereich Insel beschleunigt sich weiter. Falls diese Entwicklung so weitergeht, muss angenommen werden, dass die Insel oder Teile davon zwischen Frühsommer und Ende des Jahres abgleiten oder abstürzen.
Wann und wie ein solches Ereignis stattfindet, kann zurzeit noch nicht vorausgesagt werden. Sollte es tatsächlich zu einem Ereignis kommen, gehen die Fachleute davon aus, dass es sich über Wochen im Voraus ankündigt, sodass ausreichend Zeit bleibt, um das Dorf geordnet zu evakuieren.
Es besteht im Moment keine unmittelbare Gefahr für das Dorf Brienz/Brinzauls. Halten Sie sich an alle Sicherheitshinweise und die Betretungsverbote. Über die weitere Entwicklung werden Sie laufend informiert.
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Prognose: Übrige Teile der Rutschung Berg
Mit Ausnahme des Bereichs «Insel» beruhigt sich die Rutschung Berg insgesamt weiter. Der Bereich West hoch über Vazerol hat sich in den letzten Wochen leicht beschleunigt.
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Prognose: Übrige Teile der Rutschung
Die Rutschung Dorf dürfte sich nach einem trockenen Winter weiter beruhigen.
Intensive oder länger andauernde Niederschläge begünstigen Blockschläge aus der Rutschung Berg. Grössere Blockschläge können in die Nähe oder über die Kantonsstrasse hinaus vordringen.
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Die Geolog:innen halten drei Arten für möglich, wie die Insel abstürzen oder abrutschen könnte. Sie unterscheiden sich in Geschwindigkeit, Ausdehnung und Auswirkung.
Bis im vergangenen Spätherbst haben die Bewegungen nur im Bereich «Insel» markant zugenommen. Seit Anfang Jahr bewegt sich zunehmend auch die Basis der Insel. Die stützende Funktion der Basis für die darüberliegende Insel geht immer mehr verloren; es droht ein «Versagen» der Basis. Als Folge davon dürfte die Insel ganz oder teilweise abrutschen oder abstürzen. Für Brienz/Brizauls stellt das eine Gefahr dar.
Am wahrscheinlichsten ist das Abstürzen in mehreren oder vielen Felsstürzen aus einigen hundert bis einigen hunderttausend Kubikmetern Felsmaterial. Modellierungen zeigen, dass eine gute Chance besteht, dass solche Felsstürze das Dorf Brienz/Brinzauls lediglich am oberen Ende erreichen. Die Wahrscheinlichkeit für Felsstürze wird auf 60 Prozent geschätzt.
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Am wahrscheinlichsten ist der Abbruch der Insel in zahlreichen Felsstürzen. Diese können mehrere hundert oder auch mehrere hunderttausend Kubikmeter umfassen. 2011 ging dieser Felssturz vom Rücken Caltgeras nieder. Das Material blieb in der Geröllhalde liegen. (Bild: Tiefbauamt Graubünden)
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Halb so wahrscheinlich wie Felsstürze ist ein Abrutschen der Insel in einem Schuttstrom. Wie eine zähe Masse würde die Insel mit einem oder mehreren Metern pro Tag abrutschen. Abhängig davon, wie viel Material sich bewegt, kann ein Schuttstrom das Dorf oder auch die darunterliegenden Hänge erreichen und dabei grosse Schäden anrichten. Die Wahrscheinlichkeit für einen Schuttstrom liegt bei etwa 30 Prozent.
Der am wenigsten wahrscheinliche Prozess ist ein grosser Bergsturz. Er würde (abhängig von der Menge des Materials) das Dorf oder die Hänge darunter bis zur Albula erreichen. Die Schäden für das Dorf und die Umgebung wären sehr gravierend. Die Wahrscheinlichkeit für einen Bergsturz liegt bei circa 10 Prozent.
Voraussagen werden mit der Zeit präziser
Welcher der drei Prozesse stattfinden wird, kann bis zum letzten Moment nicht vorausgesagt werden. Hingegen können die Expert:innen aus den Messdaten der Überwachungssysteme herauslesen, wie viel Felsmasse abstürzen oder abgleiten wird. Diese Prognose wird immer genauer, je näher das Ereignis kommt.
Ebenfalls genauer wird die Voraussage über den Zeitpunkt des Ereignisses: Heute kann man erst annehmen, dass ein Abrutschen oder Abstürzen der Insel oder Teilen davon vermutlich zwischen dem Frühsommer und Ende dieses Jahres passieren wird. Je näher das Ereignis kommt, desto präziser wird eine Voraussage über den Zeitpunkt des Ereignisses.
Weil sich die Grösse und der Zeitpunkt des Ereignisses über die Zeit immer präziser abzeichnen, kann auch das Gebiet der Evakuierung an die sich abzeichnende Gefahr angepasst werden.
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Evakuierung über mehrere Tage
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2019 wurden die Evakuierungskonzepte «akut» (zur sofortigen Evakuierung) und «rasch» (mit 6 Stunden Vorlaufzeit) vorgestellt. Weil man damals von einem sehr grossen Bergsturz ausging, wurde als Evakuierungsgebiet die gesamte Rutschung (mit Brienz/Brinzauls), die angrenzende Fraktion Vazerol sowie Teile von Tiefencastel und Surava definiert.
Für Brienz/Brinzauls ist die Gefahr durch ein Abstürzen oder Abgleiten der Insel leider immer noch sehr gross, für die übrigen Fraktionen ist sie aber markant kleiner. Deshalb wurde nun auch eine «Evakuierung Brienz» geplant, bei der nur dieses Dorf evakuiert wird. Weil sich grosse Felsmassen wie die Insel erfahrungsgemäss nicht schlagartig, sondern kontinuierlich in Bewegung setzen, kann auch ein grosses Ereignis aus der Insel über eine längere Zeit vorausgesagt werden. Für eine Evakuierung von Brienz wird deshalb ein Zeitraum von mehreren Tagen angenommen.
Dies verschafft den Betroffenen die Möglichkeit, sich auf die Evakuierung und den Alltag in einer vorübergehenden Wohnung vorzubereiten und alles mitzunehmen, was sie in dieser Zeitspanne voraussichtlich brauchen werden. Solange es die Gefährdungslage zulässt, ist zudem geplant, dass die Betroffenen zu gewissen Zeiten in ihre Häuser zurückkehren können. Auch die Evakuierung des Grossviehs wird erst dann verfügt, wenn ein Ereignis sehr kurz bevorsteht.
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Warum rutscht die Insel anders als der Rest der Rutschung?
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Die Insel rutscht unabhängig vom Rest des Brienzer Rutsches. Nur so ist es zu erklären, dass sich der gesamte Brienzer Rutsch in den letzten Monaten merklich verlangsamte, die Insel sich aber trotz mehrheitlich trockenem Wetter markant beschleunigt hat.
Ein Schnitt durch das Gelände und die darunterliegenden Schichten zeigt, dass der gesamte Brienzer Rutsch sich auf einer fast durchgehenden Gleitschicht bewegt, die bis zu 150 Meter unter dem Gelände liegt. Der Wasserdruck unter dieser Schicht konnte durch den Bau des Sondierstollens gesenkt werden. Zudem ist durch das eher trockene Wetter 2022 weniger Wasser in die Rutschung gelangt.
Hoch über Brienz/Brinzauls bewegt sich auf dieser Grossrutschung auch die Insel mit. Als «Rutschung auf der Rutschung» bewegt sie sich zusätzlich auf einer eigenen, weniger tief liegenden Gleitschicht. Sie ist von der tieferliegenden Basisgleitschicht des Brienzer Rutsches unabhängig, liegt sehr weit oben in der Rutschung Berg und kann deshalb anders reagieren als der gesamte Brienzer Rutsch.
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Der geologische Aufbau des Brienzer Rutsches: Die gesamte Grossrutschung bewegt sich auf einer fast durchgehenden Gleitschicht (violett). Hoch über Brienz/Brinzauls liegt die «Insel». Sie bewegt sich auf einer eigenen Gleitschicht (hellblau).
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Jürg Marguth (57) betreut ab 14. April die Hotline der Gemeinde für Betroffene des Brienzer Rutsches. Fragen zu Alltagsproblemen nimmt er entgegen und leitet sie an die Fachstellen weiter, die sie kompetent beantworten können.
Jürg Marguth steht aber auch für persönliche Fragen zur Verfügung. Die aktuelle Situation und eine mögliche Evakuierung können zu persönlichen Belastungen für die Betroffenen führen. Auch diese sehr persönlichen Fragen können mit Jürg Marguth besprochen werden. Selbstverständlich sind alle Gespräche mit ihm vertraulich und es fallen für die Betroffenen keinerlei Kosten an.
Die Hotline der Gemeinde hat die Nummer 079 / 936 39 39.
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Fragenkatalog zur Evakuierung
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Zusammen mit verschiedenen Fachexpert:innen arbeitet der Gemeindeführungsstab an einem Katalog mit den Fragen und Antworten rund um eine mögliche Evakuierung. Wie läuft eine Evakuierung und wo finde ich eine vorübergehende Wohnung? Was soll ich mitnehmen und wie soll ich mein Haus zurücklassen? Was zahlt meine Versicherung und wo geht mein Kind zur Schule? Muss ich mich neu anmelden und welche Strassen bleiben geöffnet?
Der Fragenkatalog soll den Betroffenen die Möglichkeit geben, sich auf eine mögliche Evakuierung einzustellen und vorzubereiten. Er wird auf der Website www.brienzer-rutsch.ch publiziert und dann laufend ergänzt.
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Bohrungen nach oben haben begonnen
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Im Sondierstollen haben die Arbeiten an den ersten Bohrungen in die Gleitschicht und die Rutschmasse begonnen. Bisher war nur in den festen Fels unter der Rutschung gebohrt worden. Dadurch gelang es bereits, den Wasserdruck im Fels zu senken und die Rutschungsgeschwindigkeit zu reduzieren.
Mit den Bohrungen in die Gleitschicht und in die Rutschmasse wird nun versucht, auch diese zu entwässern. Zahlreiche Messungen werden zeigen, ob diese Bohrungen eine zusätzliche Verlangsamung der Rutschung auslösen.
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Die erste Bohrung aus dem Sondierstollen in die Rutschmasse hat begonnen.
Bild: Tiefbauamt Graubünden / Ivan Degiacomi
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Keine Einsprachen gegen Entwässerungsstollen
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Die Projektauflage zum Bau des Entwässerungsstollens hat bei der Gemeinde und dem Kanton zu keinen Einsprachen geführt. Aus Ämtern von Bund und Kanton sind einige Auflagen eingegangen, die sich vor allem mit Umwelt- und Verkehrsthemen befassen. Sie waren so erwartet worden und führen zu keinerlei Verzögerungen in der Planungsphase.
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Bevölkerungsinformation am 12. Mai
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Die an der Gemeindeversammlung im März angekündigte Bevölkerungsinformation zum Brienzer Rutsch vom 12. Mai findet statt.
Neben aktueller Information über die Rutschung und eine mögliche Evakuierung von Brienz/Brinzauls werden das Projekt für den Entwässerungsstollen und die Tätigkeit der Kommission Siedlung näher vorgestellt.
Die Veranstaltung findet ab 19 Uhr in der Mehrzweckhalle des Schulhauses Cumpogna statt. Wie gewohnt wird sie als Livestream in Internet übertragen.
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Hinweis an Medienschaffende
Informationen zur Veranstaltung vom 12. Mai und zum Brienzer Rutsch erhalten Sie über den Mediendienst der Gemeinde Albula/Alvra
medien@albula-alvra.ch
079 355 78 78
Falls Sie an der Veranstaltung vom 12. Mai teilnehmen möchten, bitten wir Sie um Ihre Anmeldung bis 11. Mai mittags auf medien@albula-alvra.ch.
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Graztga fitg, Markus Feltscher!
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Kurz nach seiner Pensionierung ist Markus Feltscher (65) gestorben. Als Direktor der Gebäudeversicherung Graubünden GVG, hat er sich enorm für die Betroffenen des Brienzer Rutschs eingesetzt. Er machte den Weg dafür frei, dass in Graubünden auch Schäden aus einer Hangrutschung durch die GVG versichert sind.
Der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra dankt Markus Feltscher für seinen enormen Einsatz und entbietet seiner Familie sein tief empfundenes Beileid.
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Hubertus Fanti löst Maurus Engler ab
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Hubertus Fanti wird neuer Leiter der Gemeindeverwaltung von Albula/Alvra. Er folgt auf Maurus Engler, der die Gemeindeverwaltung auf eigenen Wunsch verlässt. Fanti (58) ist im Engadin aufgewachsen und verfügt über langjährige Erfahrung in Verwaltung, Tourismus und privaten Unternehmen sowie in der kommunalen Politik.
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Sie können das monatliche Bulletin zum Brienzer Rutsch auch abonnieren.
Sie erhalten es dann per E-Mail.
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Das Bulletin zum Brienzer Rutsch in den Novitats
Das monatliche Bulletin zum Brienzer Rutsch erscheint auch in der Regionalzeitung Novitats. Die Gemeinde Albula/Alvra möchte die Informationen über den Brienzer Rutsch auf diesem Weg auch Personen zugänglich machen, die sie über E-Mail und Internet nicht erhalten können.
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Das nächste Bulletin zum Brienzer Rutsch erscheint am 12. Mai 2023 oder wenn die Lage sich erheblich ändert.
Redaktion: Christian Gartmann
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